Vorlesung Strukturchemie der Oxide
3.3.3 Metalloxide nach Zusammensetzung
Metalloxide M2O3
Die Oxide der dreiwertigen Metalle lassen sich insgesamt vier
unterschiedlichen Gruppen von Strukturen zuordnen:
- Dichte Packungen mit gefüllten Oktaederlücken
- Dichte Packungen mit gefüllten Oktaeder- und Tetraederlücken
- A-, B- und C-Struktur bei Lanthanoid-Elementen und In bzw. Tl
- Strukturen mit wesentlichem Einfluß der d-Elektronenkonfiguration
Für die Oxide M2O3 ergeben sich die Strukturen
der ersten drei Gruppen wiederum aus den Ionenradienverhätnissen:
Radienverhältnis |
rM,exp |
Strukturtyp |
CN(M) |
Packung |
> 0.87 |
> 80 |
A-Typ |
7 |
|
0.6-0.87 |
|
C-Typ |
6 |
|
< 0.6 |
< 62-67 |
Korund |
6 |
hcp von O2- |
< ?? |
??? |
gamma-Al2O3 |
4 + 6 |
fcc von O2- |
Im Einzelnen zu den vier Gruppen:
- Die
Korund-Struktur (alpha-Al2O3
wird bei kleinen Kationen gebildet.
Es handelt sich um eine hexagonal dichteste Packungen der
Oxidionen, in der 2/3 der Oktaederlücken gefüllt sind.
Dabei entstehen Paare aus je zwei Oktaedern mit einer gemeinsamen Fläche.
Der Strukturtyp wird auch bei den Oxiden der dreiwertigen Ionen von Ti, V, Cr, Fe, Rh,
und Ga ausgebildet (Foto von Hämatit,
alpha-Fe2O3).
Korund (die alpha-Form von Al2O3) ist sehr hart
(Mohshärte 9) und hochschmelzend (Mp: 2045 o). Durch Dotierung
von Korund lassen sich (technisch) wichtige farbige Edelsteine herstellen
(+ Cr3+: Rubin, + Fe2+/3+,Ti4+: Saphir,
+ Cr3+, V3+: Amethyst, Smaragd, Topas).
Korund und seine gefärbten Varietäten werden nach dem
Verneuill-Verfahren hergestellt.
- Bei sehr kleinen Kationen werden Strukturen ausgebildet, die
gefüllte Oktaeder- und Tetraederlücken aufweisen.
Z.B. kristallisiert gamma-Al2O3
als Defekt-Spinell, d.h. die Oxidionen bilden ein kubisch
flächenzentriertes Teilgitter.
Entsprechende Strukturen finden sich auch für M=Fe und M=Ga.
Ein Teil des Mg-Positionen des Muttertyp ist dabei ungesetzt
gemäß:
MgAl2O4 --> *8 -->
Mg8Al16O32 -->
Ersatz Mg/Al --> Al5 1/3_2
2/3Al16O32 -->
Al21 1/3 _ 2 2/3 O32 = 10 2/3
Al2O3.
gamma-Al2O3 ist im Unterschied zur alpha-Form weich
und wird als Katalysator, Ionenaustauscher oder Adsorbens eingesezt.
- Bei größeren Kationen
wie z.B. In3+, Tl3+, Sc3+,
Y3+ und den Lanthanoid-Kationen
finden sich drei verwandte Strukturen, der A-, B- und C-Typ.
- Die sog. C-Struktur ist eine
Defekt-CaF2-Struktur, in der 1/4 der F-Positionen fehlen
(Ca2F3_). Durch die Defekte sind die Kationen
nur von 6 (statt 8) O-Atomen umgeben (Defekt-Würfel), wobei man
zwei unterschiedliche Koordinationsumgebungen unterscheiden kann.
Im C-Typ kristallisieren die Oxide M2O3
von Sc, Y, La, Mn, In und Tl.
- Bei der A-Struktur ist die Koordination von M
sieben. Beispiele sind die Oxide mit M=Pr und M=La. Die Struktur besteht aus einer
verzerrt kubisch dichtesten Packung (Stapelfolge ABC) von Oxid-Ionen, wobei
Lanthan zwei von drei Schichtenzwischenräumen besetzt.
- Im B-Typ sind drei verschiedene Metallkoordinationssphären
zu finden (1x CN 6, 2x CN 7). Beispiele sind die Oxide von Gd, Sm und Tb.
Die einzelnen Strukturtypen und Koordinationszahlen
werden aufgrund der Ionenradien (Lanthanidenkontraktion!) verständlich:
Ionensorte |
Typ |
CN(M) |
Lanthanoide |
La,Ce,Pr,Nd |
A |
7 |
'frühere', größere |
Sm,Eu,Gd,Tb,Dy |
B+C |
6+7 |
mittlere |
Ho,Er,Tm,Yb,Lu |
C |
6 |
'späte', kleinere |
-
Einziger Vertreter der letzten Gruppe ist Au2O3
mit quadratisch planarer Koordination (dsp2-Hybrid) von Au.
Das dreidimensionale Netzwerk enthält drei O-Atome mit der
Koordinationszahl drei und ein Sauerstoffatom mit CN 2.
Die Au-O-Abstände liegen zwischen 193 und 204 pm.